Bei gesamtheitlicher Betrachtung hat Swiss Olympic daher auch Verständnis dafür, dass die Lockerung für den Sport zu einem späteren Zeitpunkt eintritt. Swiss Olympic wird nun aber in enger Zusammenarbeit mit dem Baspo und den Sportverbänden alles daransetzen, dem Bundesrat aufzuzeigen, dass der Sportbereich in einer zweiten Etappe der Lockerung der Massnahmen bereit ist, die entsprechenden Massnahmen umgehend und entsprechend den jeweiligen Sportarten umzusetzen. Sowohl für Trainings wie auch für Veranstaltungen. «Swiss Olympic und seine Verbände glauben an die Stärke und die Bedeutung des Sports. Gemeinsam werde an der Umsetzung der Exit-Strategie weitergearbeitet, damit der Sport bereit ist, wenn die ersehnten Lockerungen auch in unserem Bereich eintreten», sagt Swiss-Olympic.
Auch das Vereinstraining muss mit den Folgen leben lernen.
Kontaktlosboxen. Als klassischer Kontaktsport ist auch Boxen derzeit eine verbotene Tätigkeit.
Der 19-jährige David Gadzhiev und der 22-jährige Jan-Marco Mettler boxen für den Box-Ring Zürichsee in Horgen. Eigentlich hatten sie vor, mindestens einen Kampf pro Monat zu absolvieren. Obwohl nicht klar ist, wann die Wettkämpfe wieder statt finden können, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als ihre Gewichtsklasse – Mittelgewicht, zwischen 69 und 75 Kilogramm – zu halten. Weil er kein Datum im Kopf habe und kein Fight geplant sei, falle es manchmal schwer, sich zu motivieren, sagt Mettler.
Die lizenzierten Boxer trainierten viermal wöchentlich in einer gemieteten Scheune bei der Autobahn in Horgen. Zu zweit oder zu dritt mache man da Konditions- und Krafttraining oder feile an der Technik – immer mit genügend Abstand! Cheftrainer Daniel Ryter ist vor Ort, um Tipps zu geben und die Kämpfer zu pushen. Der Kontakt zum Opponenten bleibt aus. Kein Sparring, Kontakt. Dass damit der «wichtigste Aspekt des Trainings» wegfalle, verlangsame den Fortschritt stark, sagt Gadzhiev. Er hat seine schulische Ausbildung soeben abgeschlossen und zielt auf eine professionelle Sportkarriere ab.
Optimistische Töne liess der Vorstandes Box-Rings Zürichsee verlauten, als im März die Vereinsaktivitäten eingestellt wurden. «Während die Welt gegen die Ausbreitung des Coronavirus kämpft, sehen wir dieses als Chance», ist einer Nachricht an die Vereinsmitglieder zu entnehmen. Dies sei eine Gelegenheit, um an sich selbst zu arbeiten. «Tatsächlich habe ich nun mehr Zeit, um mir Gedanken zu machen, in welchen Bereichen ich mich verbessern muss», sagt Gadzhiev. Er schaue sich Videos von Profikämpfern an, um von deren Technik und Stil zu lernen – etwa von seinem Idol Marvin Hagler. Jan-Marco Mettler profitiert derweil von den 400 Treppenstufen, die neben seiner Wohnung bergwärts in Richtung Wald führen. «Ein Durchgang dauert drei Minuten–gleichlang wie eine Runde im Ring.» Und auch in den eigenen vier Wänden sei Training möglich, etwa Schattenboxen, sagt Gadzhiev. Nur ein Problem hat er: Seine liebsten Nahrungsmittel–der junge Boxer ernährt sich vegan–sind derzeit oft ausverkauft.